„Bombenangriffe“, „Büchsengulasch“, „Vernehmungsprotokoll“
Wir möchten Ihnen die Geschichte, die hinter den Schlagworten steckt, nun erzählen:
Ansbach wurde vom 22. bis 23.02.1945 durch heftige Fliegerangriffe zerstört.
Durch die Bombenangriffe waren, unter vielem anderem, die Bahnschienen schlimm zerstört.
Deshalb trafen aus dem Konzentrationslager Flossenbürg am 13.März 1945 in Güterzügen ca. 700 Häftlinge ein um die größten Schäden zu beseitigen. Es handelte sich um 1/3 jüdische Polen und Ungarn, über die Hälfte waren nichtjüdische Polen und Russen, der Rest kam aus 19 anderen Nationen.
Bereits auf dem Transport nach Ansbach verstarben die ersten Gefangenen.
Die Häftlinge hatten die Aufgabe für die Reichsbahn auf dem Eisenbahngelände, vor allem am Bahnhof und in der Endresstraße, Bombentrichter aufzufüllen und Gleise zu richten.
Aus dem Vernehmungsprotokoll des ehemaligen Wachmann Paul Schröder aus Großhabersdorf ergab sich folgender Tagesablauf:
Die tägliche Arbeitszeit ging von 7 bis 17 Uhr, dazwischen wurde eine halbe Stunde Pause gemacht. Die Gefangenen wurden durch Schläge mit Stöcken und Schimpfworte von den Capos zur Arbeit angetrieben. Da die Häftlinge schon sehr unterernährt waren, versuchten Sie Stücke aus den Kadavern von verendeten Schweinen, die durch die Bombenangriffe umkamen, herauszureißen und zu essen. Das heißt die Kadaver lagen schon ca. 3 Wochen verwesend auf dem Eisenbahngelände und die Gefangenen wollten diese, wegen ihres großen Hungers, trotzdem noch essen.
Der Wachmann forderte in diesen Fällen die Häftlinge auf, das Fleisch sofort wegzuwerfen. Wenn sie dem Befehl nicht sofort Folge leisteten, jagte er sie mit Knüppeln davon und schlug auch damit auf sie ein, wenn nötig.
Nach Arbeitsende ging es in Reihen zu 5 Mann, streng bewacht durch SS und Wehrmacht, zurück in die alte Rezathalle nach Eyb, die als Lager diente. Dort angekommen fand zuerst ein Zählappell statt. Da bei der Ankunft niemand fehlen durfte, wurden auch die Toten mit zurückgebracht, entweder auf Karren oder auf dem Rücken der Gefangenen. Die Leichen wurden entweder auf dem Lagergelände oder im Wäldchen beim Waldfriedhof bestattet.
Zu essen gab es jeden Tag Büchsengulasch mit Salzkartoffeln. Laut dem Wachmann war der Liternapf ziemlich voll. Da die Gefangenen aber schon sehr entkräftet nach Ansbach kamen, waren sie trotz der Mahlzeiten eigentlich zu schwach für die schwere Arbeit. Der Wachmann gab zu, dass er Gefangene geschlagen hatte, wenn sie versuchten Konservenbüchsen für den eigenen Bedarf zu vergraben.
Die Häftlinge schliefen auf den Bretterstufen der Zuschauerränge. Als Unterlage wurde etwas Stroh verwendet, außerdem gab es eine Decke zum Zudecken. Um 21 Uhr wurde das Licht ausgeschaltet. Um 5.35 Uhr wurde geweckt, Zählappell war um 6.15 Uhr.
Bei Krankheit konnte man sich krankmelden, es gab aber keinen Arzt auf dem Lagergelände. Häufigste Erkrankung war Durchfall. Medikamente gab es für die Gefangenen keine. Eine Krankenstube war ebenfalls nicht vorhanden, sie mussten sich im Lager aufhalten.
Die Wäsche der Gefangenen wurde nicht gewaschen. Wurde Ersatzkleidung benötigt, nahm man dies von den Toten.
Zwei Gefangenen gelang die Flucht während ihres Aufenthaltes in Ansbach. Es ist aber nicht bekannt, ob diese wieder aufgegriffen wurden.
Die endgültige Schließung des Lagers wurde am 31.03.1945 angeordnet.
Die Räumung fand am 04. April 1945 um 3 Uhr morgens statt. Die restlichen Häftlinge wurden nach 19 Tagen Zwangsarbeit in Ansbach, in Güterwaggons verladen. Zu diesem Zeitpunkt lebten noch 494 Häftlinge von anfangs 700 Menschen. Rechnet man nach, dann müssten jeden Tag bis zu 5 Gefangene verstorben sein.
Noch am Tag der Verladung wurde ein polnischer Häftling, Johann Kerber, im Stadtwald Zeilberg erschossen, weil er angeblich aufrührerisch war.
93 Häftlinge aus Ansbach brachte man nach Hersbruck. Ankunft dort war zwei Tage später am 06.04.1945. Der Rest, d. h. knapp 400 Häftlinge, fuhren einen Tag später, am 07.04.1945 zurück nach Flossenbürg und von dort aus wurden sie nur wenige Tage später nach Dachau evakuiert. Diesen Todesmarsch nach Dachau überlebten nur ca. 4.000 der 16.000 Häftlinge. 3 Tage später erfolgte die Befreiung durch die Amerikaner.
Nach dem Krieg wurden 56 KZ Opfer exhumiert und auf dem Waldfriedhof in Ansbach begraben. In einen großen Felsstein aus Flossenbürger Granit sind die Worte eingemeißelt:
Der Eure Tränen sah,
sah rinnen Schweiss und Blut.
Der Stein von Flossenbürg hält euch in frommer Hut.
Zu realisieren, dass solche Verbrechen an diesen Menschen auch bei uns, ganz in der Nähe, vollzogen wurden ist schrecklich. Doch trotzdem Notwendig. Wir alle müssen und werden den Opfern der NS-Diktatur gedenken und gegen das Vergessen ankämpfen ob in Dachau, Flossenbürg oder eben auch dem Ansbacher Bahnhof.
Nach der Machtübernahme im Januar 1933 versuchte die NSDAP in Eyb neben der Friedenseiche eine Hitlerlinde zu pflanzen. Zweimal scheiterte der Versuch, die Bäume gingen ein, weil Unbekannte ihn mit undefinierbaren Flüssigkeiten begossen.
Neben dem damaligen Wirtshaus „Zur Ziegelhütte“ entstand ein Hitler Jugendheim. Die Fränkische Landeszeitung berichtete damals über das Richtfest: „Ein Freudentag für die Hitlerjugend“, so die Überschrift. Trotz Zuschuss durch die Reichsjugendführung musste die Gemeinde Eyb noch viel Geld in die Hand nehmen oder wie es die FLZ formulierte: „ein großes finanzielles Opfer auf sich nehmen, aber alles freute sich über das rasche Fortschreiten des Bauwerks und auch der Himmel hatte ein Einsehen und schickte statt Schnee und Regen, Sonnenstrahlen auf die versammelten Menschen herunter.“
Der Richtspruch des Zimmermanns lautete:
„Hört alle, Arbeitsmann und Gäste,
die ihr versammelt seid zum Freudenfeste.
Dieser Bau, der für die HJ steht bereit,
ist ein schlichtes Werk der großen Zeit,
in der wir alle gerne leben,
da uns der Führer ward gegeben.
Was wir hier seh´n ist seine Saat.
Wir helfen ihm mit großer Tat.
Wir wollen es auch hier versprechen,
daß wir ihm nie die Treue brechen.
Freudig steh`n wir für ihn bereit
in guter und in schwerer Zeit.
Der hiesige Ortspfarrer wurde wegen Wehrkraftzersetzung von einem NS Sondergericht zu 5 Monate Haft verurteilt. Was hat er getan?
Im Religionsunterricht einer 8 Klasse äußerte er Kritik zu Krieg und der Berichterstattung in Funk und Fernsehen. Im Unterricht sagte er, als der Choral: „Eine Feste Burg ist unser Gott“, dass der Westwall nicht schützen könne, wenn Gott nicht hilft. Am Heiligen Abend 1940 musste er die Strafe antreten. Gnadengesuche wurden abgelehnt.
Kurz bevor die amerikanischen Soldaten Ansbach erreichten, errichteten „Endsiegverteidiger“ in Eyb eine Panzersperre. Diese wurde in der Nacht von Unbekannten beseitigt. Man musste aber unbedingt einen Schuldigen finden, deshalb fuhren Männer der SS zu Bürgermeister Wurmthaler, er versicherte ihnen unschuldig zu sein, was seine Ankläger unbeeindruckt ließ. Sie schrien ihn an, drängten die Angehörigen zur Seite, warfen ihm eine Decke über den Kopf und fuhren zu einem Standgericht nach Leidendorf.
Dem Tod erging er nur, weil ihm bei einem plötzlichen Fliegerangriff der Amerikaner die Flucht gelang.
Freie Meinungsäußerung und Medien, Kritik am System üben, in einem totalitären Staat wie dem Nationalsozialismus undenkbar, man riskierte sein Leben, wenn man den Mut dazu aufbrachte, außer die Meinung entsprach dem der Herrschenden. Mit Hilfe des Heimtückegesetzes konnte man im Nationalsozialismus sich gewiss sein, dass Menschen den Mund halten. Freie Meinungsäußerung im Sinne des Grundgesetzes, ist in einer Demokratie möglich, außer wenn sie die Rechte eines anderen verletzen, dann spricht man von übler Nachrede, Beleidigung, Verleumdung, Volksverhetzung usw. Gerade wenn sich die sogenannte „frei Meinung“ gegen Menschen anderer Religion, Hautfarbe, Geschlecht und Herkunft richtet, müssen wir hellhörig werden. Diese klare Unterscheidung hat in unserer jüngsten Vergangenheit ein unvorstellbares Unheil und Leid über viele Menschen gebracht bis hin zu Völkermord. Wer sich im Rahmen des Grundgesetzes frei äußert, muss damit rechnen auf Widerworte zu stoßen und das auszuhalten fällt manchen Menschen schwer.
Hier gibt's den Bericht der Fränkischen Landeszeitung
Auf dem heutigen Waldspielplatz wurde vor über 70 Jahren der polnische Zwangsarbeiter Bronislaw Juzwik hingerichtet. Einer Niederschrift zufolge gab der Fuhrunternehmer aus Ansbach an, dass der 28 jährige im Laufe der zwei Jahre bockig und widerspenstig wurde, vor ihm, seinem Chef ausspuckte und sich verdächtig verhielt.
Er selbst hält ihn „in politischer Hinsicht für gefährlich“. Er traue ihm „jede Schlechtigkeit zu.“ Außerdem soll er ihm im Stall zugerufen haben: „ Noch zwei Tage, dann bestimme ich.“ Das sofort einberufene Standgericht verurteile ihn wegen „Widerstand und Konspirierens mit dem Feind“ zum Tode. Das Urteil wurde sofort vollstreckt. Der junge Mann wurde an Ort und Stelle verscharrt.
Unabhängigen Richter gab es während der Zeit des Nationalsozialismus nur ganz wenige. Mit den Standgerichten ab Februar 1945 verschlimmerte sich die Lage, man wollte „kurzen Prozess“ machen. Mehrere Tausend Zivilpersonen wurden Opfer dieser Regelung. Elementare Grundrechte des Strafverfahrens- Fehlanzeige. Die Angeklagten wurden ohne Voruntersuchung des Tatbestandes, Feststellen von Beweisen und ohne Verteidiger, ohne Möglichkeit der Berufung usw. verurteilt. In Deutschland sind Standgerichte seit 1949 verfassungswidrig. Unsere Gesetze und die Gerichte genießen, so der Roland Rechtsreport 2021, ein hohes Maß an Vertrauen. Diese ordentliche Gerichtsbarkeit ist ein wichtiger Pfeiler unserer Demokratie. Und nur in einer Demokratie zu finden!
§ 5 ….wir danken als glaubende Christen Gott dem Herrn, dass er unserem Volk in seiner Not den Führer als frommen und getreuen Oberherren geschenkt hat und in der nationalsozialistischen Staatsordnung …., ein Regiment mit „Zucht und Ehre“ bereiten will. Wir wissen uns daher vor Gott verantwortlich, zu dem Werk des Führers in unserem Beruf und Stand mitzuhelfen“.
Sie fragen sich zu recht: Wo steht das?
Am 11.06.1934 wurde der sogenannte „ Ansbacher Ratschlag“ ins Leben gerufen, 6 fränkische evangelische Pfarrer, darunter die beiden Ansbacher Pfarrer Fuchs und Grießbach und zwei Erlangener Professoren erstellten eine kirchengeschichtlich bedeutsame Empfehlung. Der Ansbacher Ratschlag plädiert für die Anschauung, Gott offenbare sich nicht allein in Christus, sondern ebenso in Familie, Volk und Rasse. Dementsprechend verstand der Ansbacher Ratschlag das nationalsozialistische Regime und dessen Führer Adolf Hitler als gottgegebene Ordnung mit Offenbarungscharakter.
Hitler verfolgte von Beginn an eine radikale Kirchenpolitik. Sein Ziel war die Gleichschaltung von Kirche und Staat nach ideologischen Gesichtspunkten. Der erste Schritt war der Zusammenschluss der 28 Landeskirchen zu einer geeinten evangelischen »Reichskirche«. Nach einigen Widerständen wurde der Hitler-Vertraute Ludwig Müller durch die Nationalsynode der Deutschen Evangelischen Kirche zum Reichsbischof gewählt.
Hitler baute auf die wachsende kirchliche Bewegung der Deutschen Christen, die stark von der Ideologie des Nationalsozialismus geprägt waren. Sie wollten das Führerprinzip in der Kirche durchsetzen, den staatlichen Arierparagrafen für die Kirche übernehmen und die Evangelische Jugend in die Hitlerjugend eingliedern. Auch die Bibel sollte »arisiert« werden: Ende 1933 forderten die Deutschen Christen, das Alte Testament müsse aus der Bibel entfernt werden.
Der Ansbacher Ratschlag half den Deutschen Christen sich gegen die Landeskirche zu behaupten und in Ansbach Fuß zu fassen.
1934 war die evangelische Kirche in Deutschland tief verunsichert und zerrissen. Die Mehrheit der Protestanten begrüßten den »Nationalen Aufbruch« und den neu gewählten Reichskanzler Adolf Hitler. Der »Führer« wurde von vielen als Heilsbringer gesehen, der sich für Volk und Nation gegen Atheismus, Bolschewismus, Liberalismus und jüdische Einflüsse wendet.
Aber es war anfangs in Ansbach nicht leicht die Christen der Bekennenden Kirche dazu zu bewegen sich den Deutschen Christen anzuschließen.
Schon deshalb nicht, weil auch der Landesbischof (Meiser) sich dagegen aussprach und dies strikt ablehnte.
Der Landesbischof wird als Hetzer denunziert und sein Rücktritt wird vom stellvertretenden Gauleiter Holz gefordert.
Einen Monat später besetzten SS Leute das Landeskirchenamt, setzten Meiser und 6 Oberkirchenräte ab und ordneten die Eingliederung der Landeskirche in die Reichskirche an.
Das Ansehen der NSDAP in der Bevölkerung verschlechtere sich nach dieser Aktion enorm.
Die protestantische Bevölkerung war entsetzt und startete Unterschriftenaktionen gegen diesen Schritt. 18 Bauern fuhren mit Pfr. Koch aus Rügland und Pfarrer Schieder aus Nürnberg nach München. Die Eingliederung wurde widerrufen und Meiser nahm seine Geschäfte wieder auf.
Von da an hatte die Landeskirche nicht nur unter den Angriffen der Deutschen Christen, sonder auch unter der offenen Feindschaft von Partei und Regierung zu leiden und es kam zu erheblichen Spannungen.
Unterstützt wurde die NSDAP von den Geistlichen Gottfried Fuchs, 1. Pfarrer aus St. Gumbertus und Max Sauerteig, 2. Pfarrer aus St. Johannis. Max Sauerteig gehörte schon früh zum engen Bekanntenkreis von Adolf Hitler, er soll im Braunhemd bei Aufmärschen der SS teilgenommen haben und sein Pfarrhaus schmückte eine Hakenkreuzfahne. Er wird folgendermaßen charakterisiert:
„Sauerteig ist ganz für die Nationalsozialisten eingenommen, wie auch seine Frau, die sich für die Gemeinde wenig kümmert, aber für die Partei alles tut.
ER tritt vielmals als Wanderredner in nationalsozialistischen Versammlungen auf. Er wird von einem Teil der Gemeinde wegen seiner politischen Einstellungen abgelehnt.
Und Pfarrer Fuchs:
„Er hingegen war als Seelsorger zwar sehr beliebt, jedoch stießen seine zeitgemäßen Predigten, in denen er für die Bewegung der Deutschen Christen und für die Hitlerjugend warb, auch auf erhebliche Kritik in der Bevölkerung. Darüber hinaus machte er aus seiner SA Zugehörigkeit keinen Hehl, da er sich zu offiziellen Anlässen oft in SA-Uniform sehen ließ. Man erzählte sich auch, dass er ein Spitzel war.“
Auf der Gegenseite standen Hermann Steinlein, 2.Pfarrer aus St. Gumbertus, mehrere Laien und Alumneumsdirektor Lauter hinter der Bekennenden Kirche.
Im Oktober 1933 kam Oberkirchenrat Georg Kern aus Kempten dazu und wurde zum Kreisdekan ernannt. Er spielte im Ansbacher Kirchenkampf die bedeutendste Rolle. Er stellte sich ohne Angst gegen die Regierung und die Deutschen Christen. Die Formulierungen in seinen Predigten sollen sehr klug, diplomatisch und geschickt gewesen sein.
Im Mai 1934 verschlechterte sich die Situation mit der Ernennung Streichers zum Gauleiter.
Es wurde immer schwerer die Gemeinde über die kirchliche Lage aufzuklären, es war verboten sich außerhalb der Kirche zu versammeln.
Im Gegensatz dazu standen den Deutschen Christen, obwohl sie sehr wenige waren, alle Möglichkeiten offen. Presse, Radio und sogar die Polizei unterstützten sie bei der Erfüllung ihrer Aufgaben.
Zu den erklärten Zielen von Pfr. Fuchs gehörte die Auflösung der Landeskirche voran zu treiben, deshalb erschien er einen Tag nach der Absetzung des Landesbischofs bei Kreisdekan Kern und wollte dessen Amt übernehmen. Angeblich wurde er zum kommissarischen Kreisdekan eingesetzt. Kern weigerte sich sein Amt abzugeben mit der Begründung: "Ich habe mein Amt nicht von mir selbst, sondern von Gott übertragen und durch meinen Landesbischof erhalten. Diesem Landesbischof unterstehen auch sie und haben ihm zu gehorchen." Diese Ohrfeige für Fuchs sprach sich schnell herum.
Pfr. Fuchs war ein großer Gegner der Bekennenden Kirche und gründete in Ansbach eine Gemeinde der Deutschen Christen und hielt die Gottesdienste und Versammlungen in seiner Wohnung ab. Später erhielt er von der Stadt die Karlshalle dafür, da diese den Ausbau der Deutschen Christen sehr unterstützten.
Gegen Pfr. Fuchs leitete die evangelische Kirche wegen seines Verhaltens bei der Absetzung Meisers ein Disziplinarverfahren ein und Anfang Dezember wurde er suspendiert.
Das Wirken der Bekennenden Gemeinde wurde mehr und mehr eingeschränkt. Ihre Zusammenkunft um z.B. Gottesdienste abzuhalten, dadurch blockiert, dass die Hitler Jugend ihre Übungen und Veranstaltungen genau auf diese Zeit legte. Christliche Feste wurden dadurch gestört, dass sich vor der Kirche „braune Männer“ versammelten und eine Übung abhielten. Das Spitzel der Gestapo in den Gottesdiensten dabei waren, daran gewöhnte man sich und Pfr. Kern wetterte unbeeindruckt von der Kanzel: „Das nimmt kein gutes Ende“.
Trotz Veröffentlichungsverbot schrieb Emma Lösch, die Johanniterschwester die Predigten Kerns nieder, vervielfältige sie und verteilte sie in der Gemeinde. Hin und wieder wurden Gemeindeblätter dann auch beschlagnahmt. Hausdurchsuchungen waren ebenfalls keine Seltenheit und provokative Predigten wurden immer häufiger konfisziert und mit polizeilicher Verwarnung und sogar Strafanzeige geahndet. Spione gab es auch unter den Mitarbeitern im Dekanat. Der Großteil der Gläubigen ließ sich jedoch nicht abschrecken und in der Regel waren die Gottesdienste gut besucht.
Stellvertretender Gauleiter Holz machte im November 1936 in einer Rede in Ansbach noch mal ganz deutlich, was er von der Bekennenden Kirche hielt:
So, mi freuts, dass ich die Ansbacher wieder seh und heut redi mit ihnen aber deutsch …. Ihr Bekenntnisfrontler! Da hört sich doch alles auf; bilden die a Bekenntnisfront. Es gibt doch nur eine Front und das sind wir. Und was seien ihre Pfarrer, Verräter sinds, mit ihren theologischen, verrupelten Hirnkasten; denen gehört die Kutten runter und an die Wand gestellt. … Und wenn i mi noch deutlicher ausdrucken soll - Sauhunds sinds… Die mit ihrem Verstandschristentum; wir habens im Herzen. Hat doch Christus gesagt, es fällt kein Sperling auf die Erde ohne den Willen des Herrn. Hat uns doch Gott den Führer geschenkt und das wollens nicht anerkennen, die Teppen. Und da gehens her und sagen, Gott hat einen Bund gemacht mit dem Volk Israel und schreiens auf der Kanzel, es ist das auserwählte Volk. Die sollen die Taten von Streicher verkünden, was der scho mit den Juden vollbracht hat. Wenn ihr Bekenntnisfrontler mi no net verstanden habt, dann hebt die Hand auf. Die kastrierten Jungfrauen in den Vereinen sind grad so Teppen. …. Wer jetzt noch zur Bekenntnisfront hält, der is ka Volksgenosse und is es net wert, dass er a Lebensexistenz hat.
Auch während des Krieges ging der Kampf weiter. Zahlreiche Pfarrer und Anhänger der Deutschen Christen, sowie der Bekennenden Kirche waren zwar eingezogen worden, doch die Situation in Ansbach war nach wie vor dieselbe. Fuchs predigte immer noch, hielt seine Beerdigung sogar in SA Uniform ab, Kreisdekan Kern sprach sich unbeirrt von der Kanzel gegen Krieg, Gewalt und Nationalsozialismus und Euthanasie aus.
Die Hitlerjugend hielt intensiver denn je ihre Veranstaltungen zu Gottesdienstzeiten ab und Jugendliche, die an der Bekennenden Kirche festhielten, wurden vielfach verspottet und in eine Außenseiterposition gedrängt.
Ohne moralische Hemmungen ging man 1942 daran, von den Gotteshäusern die Glocken abzumontieren und als Kriegsmaterial zu verwenden.
Anfang 1943 wurde in den Schulen die Verbreitung des evang. Gottbüchlein eingestellt und daraufhin stellte Emma Zapf unter ihrer Regie ein eigenes Büchlein mit Versen, Gebeten und Liedern, mit einer Auflage von 1000 Stück zusammen, welches in kürzester Zeit vergriffen war. Emma Zapf sollte das Ende des Krieges nicht mehr miterleben. Sie wurde in ihrem Zimmer tot aufgefunden. Todesursache Herzschlag. Sie war 29 Jahre alt.
Ein weiters erwähnenswertes Beispiel ist der Tod des Direktors der evang.- luth. Landeskirchenstelle in Ansbach, Friedrich von Praun. Praun soll zwei junge Mädchen nach einem Luftangriff aus dem Luftschutzkeller nach Hause begleitet haben und dabei ließ er die Bemerkung fallen, dass in der derzeitigen Situation „nur Gott noch helfen könne“. Die Mädchen, von denen eine angeblich ein Spitzel war, zeigten von Praun daraufhin als Volksverräter an und sagten weiterhin aus, dass er den Hitler Gruß vermieden habe und er habe von Luftangriffen gesprochen, gegen die Göring auch nicht helfen könne. Er wurde aufgrund der Schwere der Schuld an das Volksgericht nach Berlin überwiesen, das für seine brutalen Verhörmethoden bekannt war. Aus Angst davor beging von Praun im April 1944 angeblich Selbstmord.
Als sich die Niederlage des Deutschen Reiches schließlich abzuzeichnen begann, schlossen sich viele Anhänger der Deutschen Christen wieder der Landeskirche an.
Einer blieb unbekehrbar, Pfr. Fuchs, der auch einen Sohn an der Front im Sommer 1944 verlor. Fuchs war auch nach dem Krieg nicht bereit, seine Anschauungen zu revidieren und soll geäußert haben: Er habe sich nichts vorzuwerfen.
Wie glücklich können wir uns heute schätzen, dass wir heute keine „Gleichschaltung von Kirche und
Staat nach ideologischen Gesichtspunkten“ haben. Im Gegenteil: Wir leben in einem Land mit einer
Demokratie, die es uns erlaubt im Alltag und im Glauben vollkommen frei zu leben. Wir brauchen
nicht ständig Angst davor haben, dass unsere Freunde Spitzel sein könnten. Die Demokratie ist das
mächtige Schutzschild gegen die Macht von Personen wie Gauleiter Holz.
Mit der Kenntnis über das vergangene und der Motivation diese wunderbare Demokratie aufrecht zu erhalten, werden solche unmenschlichen Ereignisse nie wieder stattfinden können. Durch tägliche demokratische Beteiligung
eines jeden, können wir sicherstellen, dass Aussagen wie
„Pfarrer, Verräter sinds, mit ihren
theologischen, verrupelten Hirnkasten denen gehört die Kutten runter und an die Wand gestellt.“
Nicht zustande kommen und erst recht kein Gehör finden. Nur unsere Demokratie wird es uns in
Zukunft erlauben ein so friedliches Leben ohne ein menschenfeindliches Regime führen zu können.
Die meisten Menschen stellen sich, wenn sie das Wort LEBENSBORN“ hören, die Frage „Was bedeutet Lebensborn eigentlich?“
Im Namen Lebensborn steckt das alte deutsche Wort „Born“, was Brunnen oder Quelle bedeutet. Lebensborn kann somit als Lebensbrunnen oder Lebensquelle übersetzt werden.
Die Gründung des Verein Lebensborn durch Heinrich Himmler muss eng im Zusammenhang mit Adolf Hitlers Plan eine deutsche Weltmachstellung in Europa zu schaffen und das deutsche Volk als nordische Rasse zu etablieren gesehen werden.
Einen „neuen Menschen“ zu schaffen mit germanischem Blut und eine Vermischung zu verhindern, war Ziel des menschenunwürdigen Plans. Folgendes musste umgesetzt werden:
„Heilig soll uns sein jede Mutter guten Blutes“, unter diesem Leitspruch rief Heinrich Himmler den Verein Lebensborn 1935 ins Leben und unterstellt ihn der Schutzstaffel (SS). Er sollte im Sinne der rassistischen Vorstellungen des Nationalsozialismus den Nachwuchs fördern und "rassisch wertvolle" Menschen heranziehen.
Unter dem Deckmantel solider Fürsorge entstanden Entbindungsheime und Lebensbornkinderheime. In der Satzung des Vereins finden wir folgende Erklärung:
„Rassisch und erbbiologisch wertvolle werdende Mütter unterzubringen und zu betreuen, bei denen nach sorgfältiger Prüfung anzunehmen ist, dass gleich wertvolle Kinder zur Welt kommen“.
Himmler versprach sich vom Lebensborn einen beachtlichen Bevölkerungszuwachs. Er erhoffte sich zusätzliche Soldaten und Mütter von arischen Kindern. Er träumte von hunderttausend Mann starken Armeen. Trotz seiner gut ausgeklügelten Maßnahmen stieg die Geburtenrate nicht in dem Umfang an wie erwartet.
Deshalb erteilte Himmler der SS und der Polizei am 28.10.1938 den berüchtigten Zeugungsbefehl.
Himmler appellierte an „deutsche Frauen und Mädel guten Blutes auch über die Grenzen vielleicht sonst notwendiger bürgerlicher Gesetze und Gewohnheiten hinaus… Mütter der Kinder ins Feld ziehender Soldaten zu werden.“
Übersetzt heißt das: Jede arische Frau und jeder arische Mann, egal ob ledig oder verheiratet, sollten ihren Dienst am Vaterland leisten und für arischen Nachwuchs sorgen ggfs. auch außerehelichen Beischlaf ausüben. Hitler sah das genauso.
Hitler selbst sagte: „Die Natur sorge sich nämlich darum überhaupt nicht, ob vorher eine Erklärung (Heirat) abgegeben war! Die Natur will, dass die Frau ein Kind bekommt. Anderenfalls werde sie hysterisch oder krank.“
Himmler sagte 1938 in einer Rede vor der Auslandsorganisation der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP):
"Unser Volk steht und fällt damit, ob es genügend nordisches Blut hat, ob dieses Blut sich vermehrt oder zu Grabe geht, denn geht es zu Grabe, so bedeutet es das Ende des ganzen Volkes und seiner Kultur".
Himmler sah vor, dass die unter strengster Geheimhaltung unehelich geborenen Kinder, nach einer kurzen Aufenthaltszeit im Entbindungsheim entweder von ihren Müttern selbst oder von Adoptiv- oder Pflegeeltern aus dem Heim genommen werden. Doch die Rechnung ging nicht auf. Die allerorts geschaffenen Lebensbornkinderheime waren somit die Konsequenz der Lebensbornentbindungsheime. In Ansbach befanden sich zwei Kinderheime. Franken I, jetziges Hotel Grünwald in Schalkhausen und Franken II, auf dem Gelände der Pflege- und Heilanstalt, jetziges Bezirksklinikum.
Es fehlte also an willigen SS Familien, die die Kinder zur Pflege oder Adoption übernahmen. Es existieren Dokumente, welche die Situation in Ansbach schildern. Diana Fitz schreibt in ihrem Buch „Ansbach unterm Hakenkreuz“: „Die „Werbetrommel“ zur Aufnahme eines Lebensborn-Kindes wurde auch unter den Ansbacher SS-Familien kräftig gerührt, wie aus einem Schreiben eines SS-Oberscharführers des SS Sturmbanns vom 16.6.1938 hervorgeht.
Auch der Zeugungsbefehl Himmlers scheint in Ansbach Thema gewesen zu sein. Fitz schreibt dazu: „Andererseits schienen etliche junge Frauen aus Ansbach und Umgebung von Freunden und Bekannten dazu angehalten worden zu sein, dem Führer ein Kind zu schenken.“
Bei Georg Lilienthal, in seinem Buch „Der Lebensborn e.V.“, kann man nachlesen, dass es in der Bevölkerung wohl große Vorbehalte gegen den Lebensborn und die Gleichstellung von unehelichen Kindern gab.
In der Zeitschrift „Volk und Rasse“ bestritten unterschiedliche Autoren und Rassenhygieniker den erbbiologischen Wert mehrfach gebärender lediger Mütter und warnten ebenfalls vor einer Beeinträchtigung der Familie durch die Gleichsetzung. Der Rassenhygieniker Lenz wies immer wieder auf die Minderwertigkeit der Unehelichen (Kinder) hin. Soldaten wurden in Schriften vor dem leichtfertigen Umgang mit Mädchen gewarnt. Im Gegensatz zur HJ Führung vertraten sämtliche BDM-Führerinnen die Meinung, Kinder dürften nur im Schutz von Ehe und Familie aufwachsen. Diese Haltung wurde allerdings nie öffentlich bei einer Kundgebung geäußert. Man kann also feststellen, dass in der Partei und wohl in der Bevölkerung eine große Abneigung gegen die Unehelichkeitspolitik vorherrschte.
Bis Mai 1945 existierten fast 30 Lebensborn-Heime: Gut ein Dutzend im Deutschen Reich mit der Zentrale in München, neun in Norwegen und weitere in Belgien und Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden. Schätzungen zufolge wurden im Lebensborn rund 22 000 Kinder geboren, davon etwa 12 000 in Deutschland und 9000 in Norwegen. Für die Aufnahme mussten Frauen den "Ariernachweis" vorlegen und ein Charakterbild von sich erstellen lassen.
Im Lebensborn geboren- Erlebnisbericht von Gudrun
Die Zahl der Geburten blieb trotz aller Erwartungen und Anordnungen zurück. Die „arische Elite“ wuchs auch infolge des Krieges nur mäßig, daher befahl Himmler im Februar 1942 „arisch“ aussehende, blonde und blauäugige Kinder aus besetzten Gebieten wie Polen zwecks „Eindeutschung“ zu entführen. Man schätzt, dass zehntausende Kinder entführt und zwangsgermanisiert und ihrer Identität beraubt wurden.
Entführt - Lebensgeschichte von Imke
Im sogenannten achten Nürnberger Nachfolgeprozess standen Lebensbornmitarbeiter der Führungsebene vor Gericht. Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation waren die Anklagepunkte. Sie konnten das Gericht, auch aufgrund der fehlenden Beweise, blenden. Die Angeklagten argumentierten damit, dass der Verein Lebensborn eine wohltätige Organisation war, der das ungeborene Leben schützte, Abtreibungen verhinderte. Er half ledigen Müttern in einem sicheren Umfeld anonym zu gebären und gab den Kindern ein Zuhause. Die geraubten und entführten Kinder wurden zu Kriegswaisen deklariert, die durch den Lebensborn ebenfalls Schutz und eine neue Familie fanden.
In der Urteilsbegründung hieß es unter anderem:
„Aus dem Beweismaterial geht klar hervor, daß der Verein Lebensborn, der bereits lange vor dem Krieg bestand, eine Wohlfahrtseinrichtung und in erster Linie ein Entbindungsheim war. Von Anfang an galt seine Fürsorge den Müttern, den verheirateten sowohl wie den unverheirateten, sowie den ehelichen und unehelichen Kindern. Der Anklagevertretung ist es nicht gelungen, mit der erforderlichen Gewißheit die Teilnahme des Lebensborn und der mit ihm in Verbindung stehenden Angeklagten an dem von den Nationalsozialisten durchgeführten Programm der Entführung zu beweisen […] Der Lebensborn hat im allgemeinen keine ausländischen Kinder ausgewählt und überprüft. In allen Fällen, in denen ausländische Kinder von anderen Organisationen nach einer Auswahl und Überprüfung an den Lebensborn überstellt worden waren, wurden die Kinder bestens versorgt und niemals in irgendeiner Weise schlecht behandelt. Aus dem Beweismaterial geht klar hervor, daß der Lebensborn unter den zahlreichen Organisationen in Deutschland, die sich mit ausländischen nach Deutschland verbrachten Kindern befassten, die einzige Stelle war, die alles tat, was in ihrer Macht stand, um den Kindern eine angemessene Fürsorge zuteil werden zu lassen und die rechtlichen Interessen der unter seine Obhut gestellten Kinder zu wahren.“
– Volker Koop: „Dem Führer ein Kind schenken“: die SS-Organisation Lebensborn e. V.
Die Angeklagten verließen den Gerichtssaal als freie Menschen.
Webseite Lebensspuren e.V.:
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